Orlando-di-Lasso-Wettbewerb

Landshut

Ein neues Format mit internationalem Flair

Vor eindrucksvoller Kulisse im festlichen Rathausprunksaal begrüßte der Vorsitzende der Hofmusiktage, Michael Bragulla, die zahlreichen Besucher zur Premiere des neuen Wettbewerbsformats unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Alexander Putz. Musikerinnen und Musiker aus Österreich, der Schweiz, Tschechien, Spanien, Italien, Japan, Chile und Südamerika sorgten am Sonntag, aber auch bereits beim Halbfinale am Samstag, für ein musikalisches Feuerwerk. 

 

Beata Marti aus dem Organisationsteam stellte gleich zu Beginn klar, dass es nicht um den Einsatz bestimmter historischer Instrumente ging, sondern vielmehr stand die authentische Aufführungspraxis im Mittelpunkt – kombiniert mit einer kreativen Herausforderung: Ein Popsong aus heutiger Zeit sollte in einem alten musikalischen Stil interpretiert werden.

Das Schweizer Ensemble Trai noi überzeugte beim Orlando-di-Lasso-Wettbewerb nicht nur die Jury, sondern erhielt auch den Publikumspreis. (Foto: Tra noi)

Publikumsliebling und Jurygewinner: Tra Noi

Nach den Auftritten der vier Finalisten zog sich die Fachjury – unter anderem mit Franzpeter Messmer, dem früheren künstlerischen Leiter der Hofmusiktage – zur Beratung zurück. Parallel wurden die Stimmen des Publikums ausgewertet, das über einen mit 1.000 Euro dotierten Publikumspreis, gestiftet von der Firma Oberhauser Immobilien, mitentscheiden durfte. 

 

Der Abend hielt eine Überraschung bereit: Tra Noi – mit Daria Spiridonova (Violine), Silvia Berchtold (Blockflöte), Rafaela Salgado (Cembalo) und Bianca Cucini (Viola da Gamba) – hatte am Vortag im Halbfinale noch nicht zu den Favoriten gezählt. Doch ihre Finaldarbietung, die von Händel über Vivaldi bis zur stilvollen Bearbeitung des durch Simon & Garfunkel bekannt gewordenen „Scarborough Fair“ reichte, überzeugte auf ganzer Linie – und verhalf zum Doppelsieg: Jury-Preis und Publikumspreis gingen an das Schweizer Ensemble. Damit sind sie auch bei den Hofmusiktagen 2026 mit einem Auftritt im Wert von 5.000 Euro dabei.

Die Zweitplatzierten con:solatio musicae aus Stuttgart interpretierten Musik von Amy Winehouse (Foto: con:solatio musicae)

Starke Konkurrenz mit modernen Akzenten

Der zweite Preis in Höhe von 3.000 Euro, gestiftet von der Dräxlmaier Group – ging an das Stuttgarter Ensemble con:solatio musicae, das mit einer spannenden Interpretation von Amy Winehouses „Back to Black“ überzeugte. Der dritte Preis wurde geteilt: Jeweils 1.000 Euro gingen an die Ensembles Fulminante und Houf Baroque Basel. Den Sonderpreis der Viola-da-Gamba-Gesellschaft – ein Gutschein im Wert von 200 Euro – erhielt Bianca Cucini, die mit ihrem Spiel bei Tra Noi begeisterte.

Das Ensemble Fulminante teilt sich den dritten Platz… (Foto: Ensemble Fulminante)


… mit Houf Baroque Basel (Foto: Houf Baroque Basel)


Lokale Talente mit Potenzial

Während die Jury tagte, sorgte ein junges Ensemble der Musikschule Landshut für frischen Wind: Mit Blockflöten, E-Gitarren und Cajon verbanden sie Sweelincks „Ballo del Granduca“ mit „Bad Guy“ von Billie Eilish – eine beeindruckende Verbindung von Alter Musik und zeitgenössischem Sound. Die Jugend-musiziert-Preisträger um Monika Wimberger sollten sich den Termin des in zwei Jahren wieder stattfindenden Orlando-di Lasso-Musikwettbewerbs schonmal für eine Bewerbung vormerken.


Musik überwindet Zeiten 

Der Wettbewerb hat eindrucksvoll gezeigt, wie lebendig Alte Musik sein kann – besonders dann, wenn junge Talente ihr neues Leben einhauchen. Die Musik kennt keine Zeitgrenzen. Und der Orlando-di-Lasso-Wettbewerb hat bewiesen, dass ihre Zukunft ebenso aufregend klingt wie ihre Vergangenheit.


Der Internationale ORLANDO-DI-LASSO-WETTBEWERB LANDSHUT ist ein neuer Wettbewerb für Alte-Musik-Ensembles

Seit der Renaissance war die Musik den Herrschern der Herzogtümer in Bayern ein großes Anliegen, immer wieder holten sie die bedeutendsten Musiker ihrer Zeit an ihre Höfe. So wirkte der aus Mons (Belgien) stammende Sänger, Komponist und Hofkapellmeister Orlando di Lasso fast 40 Jahre lang am Hofe Herzogs Albrecht V, später dann bei dessen Nachfolger Herzog Wilhelm.

Orlandus Lassus (1532-1594), auch bekannt als Orlando di Lasso, war zu seinen Lebzeiten der berühmteste Komponist und Kapellmeister der Renaissance. Er war legendärer Leiter der Münchener Hofkapelle und sorgte dafür, dass in München eines der bedeutendsten Zentren europäischer Renaissancemusik entstand. Durch die Heirat mit Regina Wäckinger, der Tochter eines Landshuter Hofkanzlisten, der auch ein Bediensteter von Herzog Albrechts Ehefrau Anna war, entstand ein enger Bezug zur ehemaligen Landeshauptstadt Landshut. Als international tätiger und renommierter Musiker förderte er aktiv den musikalischen Nachwuchs und stellt damit eine besondere Inspiration für diesen Wettbewerb dar.


Der internationale ORLANDO-DI-LASSO-WETTBEWERB fand in dieser Form zum ersten Mal im Rahmen der Landshuter Hofmusiktage 2024/2025 statt. Im 2 Jahres-Rhythmus dient er der Ensembleförderung und
-entdeckung im Bereich der Alten Musik. Der Wettbewerb ist offen für Ensembles aller Nationen (2-8 Mitwirkende instrumental und/oder vokal). Das Höchstalter der einzelnen Ensemblemitglieder ist 35 Jahre. 


Als Besonderheit wartet der ORLANDO-DI-Lasso-WETTBEWERB noch mit einer Zusatzaufgabe auf:

um die musikalische Kreativität über Genre- und Epochengrenzen hinaus zu fördern, muss von den teilnehmenden Ensembles ein Popsong (Auswahl aus vorgegebener Liste) in die Zeit / den Stil der Alten Musik transformiert werden.

Dieses Stück soll bei Erreichen der entsprechenden Runde sowohl im Halbfinale als auch im Finale präsentiert werden.

Die Landshuter Hofmusiktage stehen für den Erhalt der Alten Musik im Dialog mit dem Heute. Die frische Sicht, Interpretationsweise und der kreative Umgang junger Ensembles mit der Alten Musik treffen in Landshut auf ein neugieriges Publikum.


Der Wettbewerb selbst wird in einem der schönsten historischen Konzertsäle Deutschlands, dem Rathausprunksaal in Landshut, als öffentliches Vorspiel ausgetragen. Die Fachjury setzt sich aus international renommierten MusikerInnen und ProfessorInnen zusammen.


Die Preisträger 2025

1. Preis

(Engagement bei den Landshuter Hofmusiktagen 2026 im Wert von 5.000 Euro) + Publikumspreis (1.000 Euro gestiftet von Oberhauser Immobilien):

Tra Noi


2. Preis

3.000 Euro (gestiftet von der Dräxlmaier Group)

con:solatio musicae


3. Preis

(wurde geteilt in zweimal 1.000 Euro, gestiftet von der Dräxlmaier Group)

Ensemble Fulminante und Houf Baroque Basel


Der Preis der Viola-da-Gamba-Gesellschaft

(200-Euro-Gutschein für Gambensaiten) ging an die

Gambistin von Tra Noi, Bianca Cucini


Jury kennenlernen/Get to know the jury

Fotos: Eugen Jochum